Der Kühbacher Biogasanlage und dem angeschlossenen Wärmenetz droht wegen der aktuellen Beschlüsse der gescheiterten Ampelregierung in ein paar Jahren die Stilllegung. Das wurde beim Besuch der Abgeordneten Peter Tomaschko (CSU) und Ulrich Lange (CSU) in Kühbach deutlich. Gemeinsam mit BBV-Kreisobmann Wolfgang Teifelhart waren Tomaschko und Lange nach Kühbach gekommen und tauschten sich gemeinsam mit Bürgermeister Karl-Heinz Kerscher, Landwirt Johann Krammer und Umberto Freiherr von Beck-Peccoz über die ungewisse Zukunft der Biogasanlage und Wärmeversorgung in Kühbach aus.
„Die Biogasbauern wurden in den zurückliegenden Jahren von der Ampel im Stich und im Unklaren gelassen“, kritisiert Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko. „Jede Woche bekomme ich zahlreiche Anrufe und Zuschriften von Biogasbauern aus dem ganzen Wittelsbacher Land, die keinerlei Planungssicherheit mehr haben und daher völlig verzweifelt sind“, so Tomaschko.
„Anstatt den Betreibern von Biogasanlagen den Rücken zu stärken kamen von Wirtschaftsminister Robert Habeck bisher nur Lippenbekenntnisse“, ergänzt Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange. „Im August hat er ein Biomassepaket angekündigt, um den Anlagenbetreibern eine Perspektive zu geben, aber erst Anfang Dezember wurde ein erster Entwurf dafür veröffentlicht. Doch die Erhöhung des Ausschreibungsvolumens bleibt unklar, und die Fördersystematik soll auf ein ganz neues Modell umgestellt werden, dessen Auswirkungen unklar sind. Deshalb hat die Branche den Entwurf rundweg abgelehnt, weil er keine vernünftigen Aussichten bietet.“
Bei der letzten Ausschreibungsrunde für Biogasanlagen im Oktober war das Ausschreibungsvolumen zweieinhalbfach überzeichnet. Dabei hatte die CSU zusammen mit dem Freistaat Bayern im Bundesrat seit Monaten gefordert, das Biomasseausschreibungsvolumen von derzeit 500 Megawatt auf 1200 Megawatt und den Flexibilisierungszuschlag auf 120 Euro pro Kilowatt anzuheben.
Auch Umberto Freiherr von Beck-Peccoz, der mit der „Bioenergie Kühbach GbR“ die Biogasanlage im Kühbacher Gewerbegebiet betreibt, ist nicht gut auf die Ampelregierung zu sprechen. Bei der jüngsten Ausschreibung erhielt die Kühbacher Biogasanlage keinen Zuschlag und ging leer aus. Damit ist die Zukunft der Anlage ungewiss.
Bereits im Frühjahr 2005 hatte Freiherr von Beck-Peccoz damit begonnen, das Schlossgut Kühbach mit seinen Betriebsteilen Brauerei sowie Land- und Forstwirtschaft komplett auf regenerative Energien umzustellen. Neben mehreren Photovoltaikanlagen, die seit 2005 auf den Dächern der Gutsverwaltung installiert wurden, erfolgte im Jahr 2006 in Zusammenarbeit mit der Landwirtsfamilie Krammer aus Paar die Errichtung der Biogasanlage. Die Anlage wird – ganz im Sinne eines ökologischen Kreislaufs – mit nachwachsenden Rohstoffen von den landwirtschaftlichen Flächen der beiden Partner betrieben. Der aus dem Biogas gewonnene Strom wird derzeit in das öffentliche Netz eingespeist. Nach mehreren Erweiterungen der Anlage durch weitere zwei Gasmotoren beträgt die maximal zur Verfügung stehende Leistung zwischenzeitlich rund 2.000 Kilowatt, im Durchschnitt werden pro Stunde rund 1.000 Kilowatt Strom erzeugt.
Um die Abwärme der Biogasanlage nutzen zu können, errichtete die Familie von Beck-Peccoz in Zusammenarbeit mit dem Markt Kühbach ab 2006 ein Fernwärmenetz in der Marktgemeinde. Dabei wurden bis 2020 in mehreren Ausbaustufen die gesamten Liegenschaften des Schlossguts Kühbach, zahlreiche Privatkunden, Betriebe im alten und neuen Gewerbegebiet, das Pfarrheim sowie öffentliche Einrichtungen wie Schule, Rathaus, Bauhof, Feuerwehr, Kindergarten und Kindertagesstätte angeschlossen. Das Kühbacher Fernwärmenetz hat nach diesen zahlreichen Erweiterungen nunmehr eine Ausdehnung von über fünf Kilometer. Mit der Fernwärme aus nachwachsenden Rohstoffen werden so knapp 800.000 Liter Heizöl ersetzt.
Die drohende Stilllegung der Biogasanlage hätte somit auch verheerende Konsequenzen für alle Nutznießer der Wärmeversorgung. Würde die Anlage keine Wärme mehr liefern, müssten zahlreiche Eigenheimbesitzer für viel Geld auf andere Wärmequellen umrüsten. Aber auch die Gemeinde Kühbach würde dann bei der kommunalen Wärmeplanung vor enormen Schwierigkeiten stehen, falls die Biogasanlage mit der angeschlossenen Wärmeversorgung als Eckpfeiler wegbrechen würde.
Ob die gescheiterte Ampelregierung hinsichtlich der kommenden Ausschreibungsrunde für Biogasanlagen im März rechtzeitig nachbessert, ist unklar. „Wir brauchen eine schnelle und pragmatische Lösung, zum Beispiel eine kurzfristige deutliche Erhöhung des Ausschreibungsvolumens für 2025, um die Bestandsanlagen zu erhalten“, fordert Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange. „Nach der Bundestagswahl brauchen wir eine Kehrtwende mit einem sinnvollen Gesamtpaket und müssen die Rahmenbedingungen im Sinne der Biogasbauern anpassen“, so Lange.
Auch Wolfgang Teifelhart, Kreisobmann des Kreisbauernverbands Aichach-Friedberg, fordert schnelle Lösungen. „Die von Wirtschaftsminister Habeck favorisierten Gaskraftwerke lehnen wir ab, weil sie mit fossilem Gas betrieben werden und daher im Gegensatz zu den Biogasanlagen nicht CO2-neutral sind“, sagt Teifelhart. „Stattdessen fordern wir verlässliche Rahmenbedingungen für eine stärkere Flexibilisierung von Biogasanlagen mit flexiblen Biogasmotoren. Diese können die gleiche Leistung wie Gaskraftwerke liefern, bei gleichen Kosten und ohne fossiles Gas. Darüber hinaus kann die Stromproduktion zu den Hauptbedarfszeiten erhöht und in den Nebenzeiten zurückgefahren werden“, erläutert Teifelhart die Vorteile der Biogasanlagen.
Für Landtagsabgeordneten Peter Tomaschko ist der Feldzug der Grünen gegen Biogasanlagen nicht nachvollziehbar. „Energie- und Wärme aus Biomasseanlagen sind eine wichtige Säule im bayerischen Energiemix“, sagt Tomaschko. „Auf diese Art können Bioabfälle und nachwachsende Rohstoffe genutzt werden, um direkt vor Ort klimafreundliche Energie zu gewinnen, die insbesondere in den Dunkelflauten benötigt wird.“